Die Zeit ist reif. Kübelgewächse sollten jetzt auf Krankheiten und Schädlingsbefall untersucht werden. Gartenexperte Klaus Fischer gibt Tipps für den Kampf gegen Milben und Schildläuse.
Soest – Vermutlich hat es schon so manchem Gartenfreund in den Fingern gejuckt, endlich raus ins grüne Paradies gehen zu können, zumal die Meteorologen schon vor fast zwei Wochen den Frühling für eröffnet erklärt hatten. Aber diesmal lagen sie etwas daneben, und der Kalender wird wohl Recht haben, für den der Frühling erst am 21. März beginnt, dann, wenn Tag- und-Nacht-Gleiche ist und die Sonne senkrecht über dem Äquator steht. Jedenfalls lässt momentan der Winter nicht locker – Gelegenheit für uns, dass wir uns etwas mehr um unsere Kübelpflanzen kümmern, die geschützt drinnen überwintern, weil sie Frost nicht vertragen.
Im Keller stehen beispielsweise Geranien und Fuchsien. Letztere werfen fast immer in der Dunkelheit ihre Blätter ab. Wir müssen uns deshalb keine Sorgen machen, sie werden schon bald neu austreiben. Deshalb gießen wir die Fuchsien verhalten, sodass der Wurzelballen feucht ist, aber nicht nass.
Das gilt auch für die Kübelpflanzen wie Oleander, Lorbeer, Olive, Bleiwurz, Trompetenblume, Agapanthus, Engelstrompete, Wandelröschen und noch so manche mehr, die vielleicht in der Garage oder einem Wintergarten ausharren. Auch deren Wurzelballen sollen über Winter nicht völlig austrocknen, sondern immer leicht feucht bleiben. Um sie rauszustellen, ist es derzeit noch zu früh. Aber wir können schon beginnen, die Wasserzufuhr langsam zu erhöhen und etwas Dünger dazugeben. Auch mehr Licht ist wichtig für den Neustart in die Saison.
Wir sollten jetzt auch unsere Kübelgewächse untersuchen auf Krankheiten und Schädlingsbefall. Denn im Winterquartier kann es da so manches Problem geben, weil die Pflanzen nur auf Sparflamme gehalten werden und ihre Abwehrkräfte durch den Überwinterungsstress entsprechend geschwächt sind.
So habe ich jetzt an einer kleinen Zitrone Schildläuse entdeckt. Die Pflanze steht im kühlen Treppenhaus auf einer Fensterbank. Ihre großen Geschwister, Zitronen- und Orangenbaum, bringe ich über Winter immer in eine Gärtnerei, wo sie optimal stehen, das heißt frostfrei, aber kühl um die fünf Grad und hell. Einen solchen Raum gibt es nur in den allerwenigsten Häusern, bei mir auch nicht. In meinem Treppenhaus ist für die großen Gewächse kein Platz, also muss ich sie auslagern.
Ich hatte früher versucht, die Zitrusgewächse in der Wohnung zu überwintern. Das ist ihnen aber überhaupt nicht bekommen. Schädlinge haben sich in Massen eingestellt, und die immergrünen Bäumchen haben alle Blätter verloren. Seitdem sie in der Gärtnerei im Winterquartier stehen, gedeihen sie prächtig.
Die kleine Zitrone, gerade mal 40 Zentimeter hoch, fand diesmal aber Platz auf der Fensterbank. Eigentlich sieht sie gesund und üppig aus – bis mir unlängst silbrige Tröpfen an Blättern und Stängel aufgefallen sie, die im Sonnenlicht glitzerten. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich dann die Verursacher, Schildläuse, die wie Pocken an den Stängeln und unter den Blättern sitzen.
Schildläuse sind unter all den Blattsaugern die übelsten, denn sie sind sehr schwer zu bekämpfen. Sie bilden aus Wachs und anderen Substanzen einen Schild, unter dem sie ziemlich sicher an der Pflanze sitzen und in Ruhe deren Säfte saugen können. Es sind übrigens immer die Weibchen und deren Nachkommen, die diese Schilde aufbauen und saugen. Während die Weibchen nicht mobil sind und immer an einer Stelle bleiben, können sich die Männchen bewegen, besitzen dafür aber keine Mundwerkzeuge, können also nicht fressen noch saugen.
Mit Vorliebe befallen Schildläuse hartlaubige Pflanzen im Winterquartier. Dazu gehören neben den Zitrusgewächsen Olive, Oleander, Palmen, Aralien und auch Orchideen. Im schlimmsten Fall können Schildläuse bei einem Massenbefall solche Pflanzen sogar zum Absterben bringen. Zumeist erscheinen die Schildläuse, wenn die Pflanzen zu warm im Winterquartier stehen, wenn die Luft zu trocken (Heizungsluft) und es zu dunkel ist.
Es gibt verschiedene Wege, die Sauger wieder loszuwerden. Bei einem leichten Befall hilft eine ausrangierte Zahnbürste. Mit dieser bürsten wir die Insekten vorsichtig von Blättern und Stängeln. Nur mit einem scharfen Wasserstrahl abspritzen, wie man es bei den Blattläusen machen kann, hilft bei Schildläusen leider nicht. Regelmäßig sollten wir anschließend die Pflanzen auf einen erneuten Befall kontrollieren, falls wir doch die eine oder andere Schildlaus übersehen haben sollten.
Ist der Befall schon größer, dann können wir die Schildläuse mit einem biologischen Spritzmittel auf Ölbasis bekämpfen, das wir uns selber anmischen können. Zwei Teelöffel Raps- oder Olivenöl vermischen wir mit zwei Tassen Wasser, indem wir einen Spritzer Spülmittel dazu geben.
Mit dieser Mixtur besprühen wir mehrmals die befallenen Pflanzenteile. Der Ölfilm auf dem Schild verstopft die Atemorgane der Läuse, die dadurch ersticken. Im Handel gibt es fertige Spritzmittel zumeist auf der Basis von Paraffinöl. Man kann auch Wasser mit Natron, Öl und einen Spritzer Spülmittel mischen, eine weitere Mixtur ist eine Mischung zu gleichen Teilen aus Alkohol (Brennspiritus) und Kernseife. Die riecht allerdings stark nach Spiritus.
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, gegen die Sauger vorzugehen, nämlich über die Wurzeln Substanzen gegen die Läuse zu verabreichen. Wir breiten den Prütt aus der Kaffeemaschine auf der Erde des Blumentopfs mit den befallenen Pflanzen aus (nicht zu viel) und gießen anschließend gründlich.
Im Prütt befindet sich noch wasserlösliches Koffein, das die Zitrone über die Wurzeln aufnimmt und zu den Blattläusen transportiert, die daran eingehen. Man kann auch aus Kippen einen wässrigen Nikotinauszug herstellen und damit die Pflanze gießen.
Nikotin ist ebenfalls tödlich für die Milben. Nicht zuletzt kann man im Fachhandel auch Sticker kaufen, die in den Boden gesteckt werden und ebenfalls Substanzen absondern, die für die Läuse tödlich sind.