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2023-03-16 17:19:47 By : Mr. Jack Chen

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Regentonne im Frühling in einem Garten (Symbolbild)

Regentonne im Frühling in einem Garten (Symbolbild)

Recycling im Garten und auf dem Balkon spart bares Geld. Nachhaltigkeit spielt gerade für Hobbygärtner eine immer größere Rolle. Kompostierbare Pflanztöpfe und Biodünger liegen im Trend. Auch auf der Messe Garten 2023, die in München startet.

Vom Gartenteich über Gartengestaltung bis hin zu Pflanzen und Blumen auf dem Balkon, dreht sich alles bei der "München Garten 2023" um die neusten Trends. Über hunderttausend Besucher werden in den nächsten fünf Tagen auf Süddeutschlands größter Indoor-Gartenmesse erwartet. Bei den Hobbygärtnern geht vieles um Nachhaltigkeit. Trockenheit, Artenvielfalt, Einsatz von Plastik und das Düngen sind hier wichtige Themenbereiche. Wer den Garten oder den Balkon nachhaltig gestalten möchte, hat viele Möglichkeiten.

Die gute Nachricht zuerst: Wer nachhaltig gärtnert, ist von der Aussaat bis zur Ernte entspannter. "Anstrengend wird es nur dann, wenn ich alles immer perfekt haben will und mich nicht nach den Pflanzen richte", sagt Pflanzenexpertin und Buchautorin Karin Greiner, "sobald ich mich so ein bisschen auf die Pflanzen einpegle und verstehe, was die wollen, wird alles ganz entspannt." Schließlich wird bei Freizeitgärtnern, im Gegensatz zu den Profis, kein Maximalertrag angestrebt.

Für die Biologin Karin Greiner geht es vor allem um Qualität: "Und da ist manchmal so ein kleiner, schrumpeliger Apfel mehr wert als der schönste Apfel aus dem Supermarkt. Weil er eben unglaublich gut schmeckt und gesund ist, weil ich nichts an Chemikalien und nichts an Spritzmitteln verwendet habe."

Im nachhaltig bewirtschafteten Garten muss nichts mehr in Reih und Glied stehen. Im Gegenteil. Vielmehr ist es effektiver, wenn die Blumen zwischen dem Gemüse wachsen. Zum einen ziehen die Blüten Bienen an, zum anderen sorgen die wiederum für die Bestäubung. Auch so kann die Ernte üppiger ausfallen.

Pflanzen haben ihre bevorzugten Partner, sagt Gartenexpertin Greiner: "Ich mische sehr gerne viele Kräuter, die ich in der Küche brauche, wild durcheinander in meine Blumen- und Gemüsebeete mit rein und habe damit beste Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel, dass an den Rosen kaum Läuse dran sind, dass am Apfelbaum wirklich kaum Maden zu finden sind."

Mittlerweile ist Wasser aus dem Hahn zu kostbar und auch zu teuer, um damit in heißen Sommern den Rasen zu sprengen oder die Beete täglich zu bewässern. Die Trockenheit ist jetzt schon - je nach Region - ein großes Problem für viele Hobbygärtner. Die beste und nachhaltigste Möglichkeit ist die Verwendung von Regenwasser. Das lässt sich mit der klassischen Regentonne über das Jahr am einfachsten und günstigsten sammeln. Wesentlich teurer und aufwendiger ist es, Regenwasser in Zisternen oder Erdtanks zu sammeln. Dafür stehen dann auch locker bis zu vier oder fünf Kubikmeter Wasser zur Verfügung.

Wasser von Dächern und Regenrinnen aus Kupfer und Zink abzuschöpfen, ist wenig ratsam, weil hier auch lösliche und unlösliche Metallverbindungen herausgeschwemmt werden und die Umwelt schädigen. Gleiches gilt auch für Dächer, die mit Bitumen oder Teerpappe abgedichtet sind. Runde Regentonnen sind übrigens stabiler und halten dem Wasserdruck besser stand. Ein Deckel ist nicht nur wegen der Sicherheit von Kindern wichtig, sondern schützt auch Insekten, die aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Wasser kommen. Übrigens ist es nicht erlaubt, gesammeltes Regenwasser einfach in die Kanalisation auszuleiten, ohne die zuständige Behörde zu informieren.

Ob Folien, Netze oder auch Gartengeräte: Kunststoff kommt sehr oft zum Einsatz und viele Hobbygärtner haben zunehmend das Bedürfnis, Plastik - wo es geht - zu vermeiden. Bei Pflanztöpfen gibt es derzeit viele kompostierbare Alternativen zu den herkömmlichen Plastikausführungen. Wie lange es dauert, bis sich solche Topfreste endgültig zersetzt haben, schwankt stark, sagt Beate ter Hell, Agraringenieurin an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Ahlem in Niedersachsen: "In dieser Kategorie muss man zwischen Töpfen unterscheiden, die leider über ein Jahr brauchen, bis sie sich zersetzt haben. Aber es gibt eben auch welche, die innerhalb einer Saison auch wirklich verschwunden sind."

Solche Topfreste im Erdboden sind zwar nicht schlimm, aber irritieren viele Verbraucher. Kleiner Tipp: Beim Eingraben der sich zersetzenden Varianten, den Topf etwas aufreißen, so dass sich die Pflanze nicht mühsam durch die Topfwand quälen muss. Außerdem empfiehlt es sich, anfangs von oben zu gießen.

Pflanzentöpfe, die das Label "Bioplastik" tragen, bringen in Sachen Nachhaltigkeit eher wenig. Auch die Hersteller empfehlen in der Regel, solche Töpfe vor dem Einpflanzen zu entfernen und wegzuschmeißen. Da Bioplastik die Recyclingprozesse stören kann und meist im Restmüll landet, kann dieser Kunststoff dann nicht wiederverwertet werden.

Auch wenn Pflanztöpfe mit "aus Altplastik“ beworben werden, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Der prozentuale Anteil sollte schon nahe an "100 Prozent" liegen. Außerdem ist nicht immer klar definiert, was unter so genanntem "Altplastik" zu verstehen ist. Oft handelt es sich um Kunststoffmaterial, das lediglich aus Resten der Herstellungsprozesse stammt, also nicht aus recyceltem Material.

Grundsätzlich können Plastik-Pflanzentöpfe aber zum Verpackungsmüll und damit ins Kunststoffrecycling gegeben werden. Schwarzes Plastik gilt es aber möglichst zu vermeiden, weil die Nahinfrarot-Scanner der Sortieranlagen dieses Plastik meist nicht erkennen und aussortieren.

In den Gemüsegärten wird oft zu viel gedüngt, weil hier auf relativ kleinen Flächen neben Kompost, zusätzlich Asche oder auch Gründüngung ausgebracht wird. Diese Beete sind mit Phosphor und Kali dann stark überdüngt. An Stickstoff hingegen fehlt es meist. Da viele Freizeitgärtner mit dem Überangebot an Spezialdüngern überfordert sind, greifen sie gerne zu Universaldüngern, die aber eher ein Ungleichgewicht in den Garten bringen. Hier können Bodenproben für eine gezielte Düngeempfehlung helfen.

Grundsätzlich brauchen ältere Sträucher, Rosen, Bäume, Hecken oder auch Ziersträucher sowie Obststräucher sowieso relativ wenig Dünger, weil sie sich mit ihren Wurzeln die Nährstoffe auch aus den tieferen Erdschichten holen können. Auch mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Lavendel, Salbei oder Thymian müssen eigentlich nicht zusätzlich gedüngt werden. Sauer wirkende Spezialdünger sind lediglich bei Zitruspflanzen, Rhododendron oder Heidelbeeren sinnvoll, die einen niedrigen pH-Wert lieben.

Die klassischen Biodünger, wie Hornspäne oder Hornmehl, werden zunehmend durch vegane Varianten ergänzt: Zum Beispiel Melasse, ein Produkt aus der Zuckerrübenherstellung. Oder Maltaflor, das bei der Malzherstellung anfällt. Auch Pflanzenjauchen, die einen guten Anteil an Stickstoff enthalten, sind eine praktische Ergänzung zur Kompostdüngung.

Derzeit im Trend sind Schafwollpellets, die für viele Schäfer eine willkommene Nebeneinnahme geworden sind. "Solche Pellets sollte man rechtzeitig ausbringen, also schon im März in das Beet einarbeiten", rät Hubert Siegler von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. "Die müssen aufquellen und das dauert, bis aus diesen Pellets die Nährstoffe freigesetzt werden." Gerade im Frühjahr braucht es Wochen, wenn der Boden noch kalt ist. Bis April, Mai, wenn es dann für die Pflanzen ins Freie geht, haben die Schafwollpellets dann die Nährstoffe ins Erdreich abgegeben.

Wer Samen am Ende des Gartenjahres sammelt und im Frühjahr wieder neu ausbringt, spart bares Geld. Das ist nicht bei allen Gemüsepflanzen sinnvoll, denn gerade Kürbisgewächse wie Gurken, Zucchini oder auch Speisekürbisse sind dafür nicht geeignet, weil sie Giftstoffe enthalten können. Aber bei Tomaten und anderen Zierpflanzen geht das sehr gut, sagt Gartenexpertin Karin Greiner: "Zum Beispiel Sommerblumen, angefangen von der Malve übers Vergissmeinnicht. Da kann ich meine Samen selber ernten und wieder aussäen. Andere Pflanzen und Stauden kann ich teilen, also aus einer gleich vier, fünf, sechs machen und so weiter."

Immer beliebter werden auch Samentauschbörsen für Hobbygärtner, um neue Sorten und mehr Vielfalt ins eigene Beet zu bekommen. Auch verbrauchte Erde muss nicht zum Wertstoffhof: Angereichert mit Kompost und etwas Sand wird daraus wieder beste Pflanzerde.

Die Indoor-Gartenmesse "München Garten 2023" auf dem Messegelände in Riem dauert noch bis zum 12. März.

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