Pflanzkästen für Innenräume helfen bei der einfachen Aufzucht von Gemüse und Kräutern. Dank Tageslicht-LEDs gelingt das sogar ohne natürliches Licht. Wir schaffen einen Überblick zu den Modellen, ihren Stärken und Schwächen.
Sie versorgen Pflanzen automatisch mit Wasser, beschleunigen das Wachstum mit Licht und bereiten Daten in einer App auf – smarte Indoor-Gärten liefern frisches Grün das ganze Jahr. Die Blumenkästen mit Wasserspeicher und Beleuchtung sorgen selbst im Keller für eine üppige Ernte. Smart ist daran allerdings nichts, wie wir zeigen werden. Wir haben vier Modelle getestet und geben eine Übersicht, was man beim Indoor-Gärtnern erwarten darf. Die Testberichte haben wir hier zusammengefasst:
Unseren Testsieger haben wir im Beitrag: 4 smarte Indoor-Gärten ab 60 Euro gekürt. Zudem zeigen wir günstige Alternativen aus Fernost. Wer hingegen erfahren will, wie man selbst einen Indoor-Garten baut, findet in unserem Beitrag: Smarter Garten im Eigenbau ab 40 Euro die entsprechende Anleitung.
Fast alle Kräuter- und Gemüsesorten wachsen saisonal und nur bei gutem Wetter. Die heimische Aufzucht – beispielsweise von Tomaten – lohnt entsprechend nicht im Herbst oder Winter. Diese Beschränkungen umgehen Indoor-Gärten. Die kleinen Pflanzentöpfe sind als Blumentopf oder Blumenkasten von diversen Herstellern erhältlich und werben mit ganzjähriger Aufzucht von Gemüse und Kräutern.
Dazu setzen die Systeme auf eine Kombination aus Licht, automatischer Wasserzufuhr und nährstoffreicher Pflanzballen. Über eine App sehen Heimgärtner den Status des wachsenden Grüns. Die heimische Aufzucht hat aber gerade bei den All-In-One-Produkten der Hersteller einen Nachteil – sie ist teuer. Die Pods genannten Pflanzballen, die das frische Grün hervorbringen, verkaufen Bosch, Emsa, Prêt à Pousser & Co. wie Nespresso-Kapseln. Zwischen 3 und 10 Euro kostet eine Packung der Samenkapseln.
Die smarten Gärten sind schnell eingerichtet: Einmal aufgebaut, brauchen sie nur noch rund 1 bis 2 Liter Wasser im Tank und einen Stromanschluss für die LED, die Vollspektrumlicht liefert. Dann kommen die Gemüsekapseln in den Kasten und es geht los. Wer zusätzlich noch die Apps der Hersteller runterlädt, kann sich registrieren und erhält eine Übersicht zu den gepflanzten Kräutern und Gemüsen. Die Apps bieten hilfreiche Informationen zu den einzelnen Sorten, sind allerdings nicht smart. Das liegt daran, dass keiner der von uns getesteten Indoor-Gärten über Sensoren zu Nährstoffen & Co. verfügt – dazu später mehr.
Bereits nach drei Tagen sprießen die ersten kleinen Pflänzchen. Erntereif sind die Pflanzen in der Regel in sechs bis acht Wochen. Bis zur Ernte wachsen sie täglich rund 0,3 bis 0,5 Zentimeter. Wer dem Treiben folgt, sieht nach gut einer Woche schon erste erkennbare Konturen des eigenen Gemüses. Besonders für Kinder oder Menschen ohne grünen Daumen ist dieses automatische Wachstum ein tägliches Erfolgserlebnis.
Aber nicht alle Modelle sind durchdacht. Während beispielsweise ein Klick & Grow von Emsa (Testbericht) und ein Smartgrow von Bosch (Testbericht) die Pflanzen nahezu perfekt aufziehen, sterben beim Lilo von Prêt à Pousser (Testbericht) einige Pflanzen nach kurzer Zeit. Der Grund hierfür ist einfach: Der Lilo ist falsch geplant. Pro Pod sind drei Setzlinge in einer Reihe, ein bis zwei davon bekommen aber nicht genug Licht ab, da sie zu nahe aneinander sind und gehen ein. Der Aerogarden (Testbericht) bietet die größte Lichtfläche und den meisten Abstand zwischen den Pflanzen. Hier überlebt alles in unserem Test.
Smarte Gärten sind nicht wegen ihrer App smart. Die kann nämlich in den meisten Fällen überhaupt nichts. Vielmehr bieten die Apps nur Informationen und Tipps. Ein Basilikum ist gepflanzt? Dann sagt die App, wann man mit dem ersten Grün rechnen darf und wann das Kraut erntereif ist. Mehr bieten die Apps nicht. Die Pflanzkübel lassen sich nicht via App an- und ausschalten, Informationen zum Wasserstand oder sonstige Sensoren gibt es nicht.
Das ist schade, denn so kann man sich die App eigentlich komplett sparen. Einzig Bosch hat seiner App eine smarte Funktion gegönnt. Wenn die Pflanzen beim Smart Grow kurz vor der LED stehen, warnt die App. Dann muss ein Verlängerungsstab eingebaut werden, damit der Abstand zwischen Pflanze und LED wieder passt. In der Praxis funktioniert das aber nicht. Unser Test-Pak-Choi geht im direkten Kontakt mit der LED ein; eine Warnung gibt es nicht.
Modelle wie Click & Grow oder Prêt à Pousser haben einen Wassertank mit einem Schwimmer. Eine regulierte Wasserzufuhr pro Pod für optimales Pflanzenwachstum ist nicht möglich. Im Feldversuch mit dem Click & Grow lässt sich das Ergebnis aber dennoch sehen. Das gepflanzte Basilikum ist hervorragend gediehen. Bei Prêt à Pousser ist das Ergebnis deutlich schlechter. Hier scheint zu viel Wasser an die Pflanzen zu kommen. Bei unserem Testmodell schimmelt die Erde.
Die Produkte von Aerogarden und Bosch verfügen hingegen über eine Wasserpumpe. Diese führt je nach Pflanze die optimale Wassermenge hinzu. Tipp: Wer solch ein System nutzt, sollte nur Pflanzen einer Sorte setzen, sodass die Wasserzufuhr nicht durcheinanderkommt. Einen Nachteil bringt das Pumpensystem aber mit sich. So ist die Reinigung vor der nächsten Aussaat deutlich intensiver; sämtliches Wurzelwerk muss man in Kleinstarbeit von der Pumpe entfernen.
Smarte Indoor-Gärten benötigen zwischen 7 und 8 Watt Energie. Hochgerechnet auf ein gesamtes Jahr kosten die Pflanzgärten zwischen 7 und 10 Euro.
Beim Zubehör ist die Preisspanne deutlich höher. Pflanzkapseln der Hersteller liegen zwischen 3 und 10 Euro. Die teuersten Anbieter sind Click & Grow und Bosch. Bei Bosch kommen zudem im Zweifelsfall noch ordentlich Ausgaben hinzu, wenn Heimgärtner weitere Verlängerungsstäbe für den LED-Aufbau oder mehr Pflanzmöglichkeiten wollen. So liegt ein zusätzliches Distanzteil bei 20 Euro, ein größerer Einsatz bei 30 Euro. Diese Erweiterungsmöglichkeiten bieten die anderen Gärten nicht und werden nur für spezielle Sorten (etwa Tomaten) benötigt, sind aber dennoch einfach zu teuer.
Wer etwas Wartezeit bei der Lieferung mitbringt, kann sich Komplettlösungen aus China-Shops bestellen. Die kosten zwischen 35 und 50 Euro und benötigen keine teuren Samen-Pods. Stattdessen muss sich der Nutzer Erde und Samen separat besorgen. Via Aliexpress kostet ein Modell mit automatischer Beleuchtung und Wasserstandsanzeige 36 Euro . Auf Banggood findet man das gleiche Modell für 50 Euro .
Ein Eigenbau kann deutlich günstiger als die vorgestellten All-in-one-Lösungen sein. Er eignet sich zur Aufzucht größerer Mengen wie unser Beitrag: Smarter Garten im Eigenbau ab 40 Euro zeigt. Smarte Indoor-Gärten setzen sich generell aus LEDs, (halb-)automatischer Bewässerung und Pflanzkapseln zusammen. Sieht man mal von den wenig hilfreichen Apps ab, ist das der Gesamtumfang dieser Gärten.
Ein Eigenbau setzt sich entsprechend aus einer LED und einer Pflanzschale mit Bewässerung zusammen. Vollspektrum-LEDs beginnen ab 20 Euro. Ein Blumentopf mit Bewässerung liegt bei rund 10 Euro. Zusammen mit einem Päckchen Samen für 2 bis 3 Euro kommen wir auf 30 bis 40 Euro für den Eigenbau. Das sind gut 30 bis 60 Euro weniger als bei den Modellen von Click & Grow oder Prêt a Pousser. Zum Bosch liegt der Preisunterschied sogar bei fast 120 Euro – im Vergleich verzichtet man hier beim Eigenbau aber auch auf die automatische Bewässerung.
Indoor-Gärtnern ist eine tolle Sache für kleine Wohnungen und Menschen, die ganzjährig frisches Gemüse und Kräuter selbst anpflanzen wollen. Teure Markenprodukte zur Umsetzung des heimischen Gartens sind aber nicht notwendig. Ein Eigenbau kann zum gleichen Erfolg führen.
Zudem empfehlen wir immer Kosten, Zeit und Nutzen gegenzurechnen. Verbraucht ein Haushalt etwa mehrmals im Monat Salat oder Kräuter, hilft der Garten wenig. Denn selbst der eigens angepflanzte Basilikum braucht seine 6 bis 8 Wochen, bis er reif ist. Und kostet dann beispielsweise bei Click & Grow gleich 8 Euro für die Pods.
Unseren Testsieger haben wir im Beitrag: 4 smarte Indoor-Gärten ab 60 Euro gekürt. Wer hingegen erfahren will, wie man selbst einen Indoor-Garten baut, findet in unserem Beitrag: Smarter Garten im Eigenbau ab 40 Euro die entsprechende Anleitung.
- Bei den mit gekennzeichneten Links handelt es sich um Provisions-Links (Affiliate-Links). Erfolgt über einen solchen Link eine Bestellung, erhält TechStage eine Provision. Für den Käufer entstehen dadurch keine Mehrkosten.